Bekommst du allein beim Gedanken daran, in ein Flugzeug steigen zu müssen, schwitzige Hände? Schnellt dein Puls bei jedem kleinsten Geräusch in die Höhe? High five, liebe Leidensgenossin bzw. lieber Leidensgenosse – du bist nicht allein!
Panikattacke über dem Indischen Ozean, Tränen in den Augen, Todesangst – alles schon einmal dagewesen. Man sollte glauben, als Reisebloggerin bzw. Reiseblogger ist man vor Flugangst gefeit, aber weit gefehlt! Und doch haben wir in den vergangenen Jahren so unsere eigenen Strategien entwickelt, um die Flugangst in den Griff zu bekommen.
Was uns wirklich gegen Flugangst hilft? In diesem Artikel erzählen wir dir von unseren persönlichen Strategien und verraten unsere besten Tipps gegen Flugangst.
Inhalt
1. Stress vor dem Abflug vermeiden
Stress ist Gift bei Flugangst, das können wir versprechen. Wir versuchen daher, vor dem Abflug, jegliche Anspannung oder Stresssituation zu vermeiden und uns stattdessen auf positive Dinge zu konzentrieren.
Was das konkret bei uns bedeutet:
- Unser Koffer wird rechtzeitig gepackt.
- Wir versuchen mehr als pünktlich am Flughafen zu sein.
- Am Flughafen gönnen wir uns etwas Gutes zu trinken – z.B. einen frisch gepressten Saft. Den Kaffee besser links liegen lassen, der putscht unnötig auf.
- Wir tragen gemütliche Lieblings-Kleidung, in der wir uns wohlfühlen (z.B. Jogginghose).
- Wir genießen es, am Flughafen durch die kleinen Shops zu flanieren und z.B. in Büchern zu blättern.
2. Ablenkung gegen Flugangst
Knüpft an den vorigen Tipp an: Ablenkung hilft! Wir versuchen, unser Gehirn immer ein bisschen auszutricksen, indem wir ihm gar nicht erst die Chance geben, zu viel zu grübeln.
Ein paar Tipps, wie das gelingen kann:
- Nimm ein gutes, spannendes Buch mit an Bord.
- Du fliegst in den Urlaub? Wunderbar, dann schmökere schon einmal im Reiseführer und sorge für noch mehr Vorfreude.
- Lade dir deine Lieblingsserie auf dein Smartphone/dein Tablet/deinen Laptop.
- Nimm ein Spiel mit oder sei kreativ. Fun Fact: Wir spielen im Flugzeug beispielsweise tatsächlich oft „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst.“ Klingt vielleicht kurios, lenkt aber unglaublich gut ab.
- Last but not least gibt es auf den meisten Langstreckenflügen natürlich noch das Entertainment-Programm mit Filmen und Serien. Wir wählen hier übrigens fast immer unterhaltsame Filme, weil wir dadurch einfach in einer besseren Grundstimmung sind und so noch weniger Raum für Flugangst bleibt.
3. Unser Tipp: Meditation gegen Flugangst
Hast du schon einmal versucht, Flugangst mit Atmung und Meditation entgegenzuwirken? Falls nicht: Probier es unbedingt aus. Uns helfen Meditationsübungen gegen aufkommende Flugangst wirklich enorm.
Was wir konkret empfehlen können:
- Höre schon auf dem Weg zum Flughafen entspannende Musik. Unter dem Suchwort „Meditation“ oder „Yoga“ findest du auf Spotify beispielsweise super Playlists.
- Fülle die Anreise zum Flughafen mit positiven Gedanken: Denk an den bevorstehenden Urlaub, an das Gefühl, zum ersten Mal Salzwasser auf der Haut zu spüren, an den Duft der Meeresbrise, den Geschmack des ersten Cocktails, den du dir gönnen wirst.
- Richte die Aufmerksamkeit auf deine Atmung. Stresssymptome und Atmung bedingen sich gegenseitig. Das bedeutet: Mit der richtigen Atmung kannst du Anspannung lösen. Atme in den Bauch (nicht in die Brust). Lege deine Hand auf den Bauch und beobachte, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt.
- Unser Meditations-Tipp Nummer eins ist die App Headspace. Besonders, wenn du mit Meditation noch nicht allzu vertraut bist, dann sind die kurzen Mediationssequenzen wirklich wunderbar. In der kostenlosen Basisversion sind immerhin zehn kurze Einheiten inkludiert.
Wichtiger Tipp: Meditation und Atemtechniken sind etwas, das du idealerweise nicht erst am Tag des Abflugs praktizierst, sondern im besten Fall schon einige Wochen zuvor. Mediation ist wirklich wie ein kleines Wundermittel, aber man muss erst einmal reinkommen.
4. Vertraute Rituale gegen Flugangst
Nenn uns verrückt, aber wir haben eine ganze Liste an Ritualen, die wir auf jedem Flug abhalten. Wir glauben ja wirklich, dass sich unser Gehirn diesen Ablauf ausgedacht hat, um unsere Flugangst auszutricksen. Irgendwie clever.
Auf die Gefahr hin, dass wir jetzt für großes Kopfschütteln oder Erheiterung sorgen, verraten wir dir unsere persönlichen Rituale gegen Flugangst.
- Wir fliegen immer mit Glückssocken. Jeder von uns hat ein Paar Socken als Glückssocken definiert und die werden auf dem Flug angezogen. Easy, oder?
- Wir nehmen das alte Koffer-Etikett erst ab, wenn wir den Koffer aufs Förderband stellen.
- Unser Flugticket wird auf keinen Fall gefaltet bzw. genickt. Niemals! Erst, wenn der Flug vorbei ist, ist das erlaubt.
- Wir haben immer eine Packung Manner Schnitten mit dabei. Die genießen wir dann während des Flugs.
- Emil, ein kleiner Stoffbär und unser persönlicher Reise-Glücksbringer, ist immer mit an Bord.
Keine Sorge: Es müssen natürlich nicht so abergläubische Rituale sein wie bei uns. Aber vertraute Gewohnheiten können definitiv ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und uns persönlich helfen sie gegen unsere Flugangst.
5. Fakten & Wissen gegen Flugangst
Alle Flugangst-Geplagten kennen wohl den Moment, in dem man damit anfängt, sich die wildesten Szenarien auszumalen, was alles passieren kann. Wir versuchen immer, dieses negative Gedankenkarussell so früh wie möglich zu unterbrechen.
Wie das gelingen kann? Versuche, trotz der subjektiv empfundenen Angst, realistisch zu bleiben und besinne dich auf die Fakten. Der Flugverkehr war noch nie so sicher wie jetzt. Die Luftfahrt ist eine Hochsicherheitsbranche. Alle wichtigen Systeme in einem Flugzeug sind doppelt oder dreifach vorhanden. Es ist um ein Vielfaches wahrscheinlicher, im Straßenverkehr zu sterben, als bei einem Flugzeugabsturz.
Was uns persönlich übrigens immer am meisten hilft, wenn wir gerade im Flugzeug sitzen und uns die Angst überkommt, ist der Gedanken an die Relation: Wie viele Flugzeuge sind allein in dieser Sekunde gleichzeitig weltweit am Himmel? Wir sind nur zwei Menschen von mehreren Millionen, die an diesem Tag mit dem Flugzeug befördert werden.
Und im Vergleich dazu: Wie selten liest man wirklich etwas von schweren Unglücken oder gar Abstürzen? Eine solche Meldung wiegt natürlich gleich ganz anders, denn über die erfolgreich verlaufenen Flüge wird ja nicht berichtet.
Übrigens: Es kann bei Flugangst ungemein hilfreich sein, wenn man mit den technischen Details halbwegs vertraut ist und die Geräusche und Abläufe im Flugzeug zuordnen kann. Turbulenzen sind beispielsweise etwas vollkommen Normales und Flugzeuge sind so gebaut, dass sie diesen enormen Kräften in der Höhe problemlos standhalten können. Mit dem Gedanken fühlt sich das Gewackel gleich gar nicht mehr so schlimm an.
6. Sichere Fluglinie buchen
Klingt banal, aber hilft uns persönlich enorm gegen Flugangst: Wir buchen soweit möglich bei Fluglinien, die objektiv als sehr sicher gelten. Billigfluglinien umgehen wir ohnehin aus verschiedensten Gründen, also fällt uns dieser Punkt persönlich leicht und wir geben gerne etwas mehr Geld für einen Flug mit einer „besseren“ Fluglinie aus.
Das ist natürlich in Europa leichter umzusetzen als beispielsweise in Südostasien oder Afrika. Und ja, natürlich gibt es Orte auf der Welt, bei denen man einfach ein Auge (oder zwei) zudrücken muss, wenn man sie per Flugzeug erreichen möchte. Wir denken da beispielsweise an unsere Inlandsflüge in Myanmar.
Insgesamt jedoch fühlen wir uns mit dieser Strategie sehr wohl. Vor allem für Langstreckenflüge wählen wir mittlerweile nur noch renommierte Fluglinien. So steigt man gleich mit einem viel besseren Gefühl ins Flugzeug.
7. Den richtigen Platz wählen
Angeblich soll ein Gangplatz für viele Menschen mit Flugangst ja der geeignetere sein, da man sich hier weniger beengt fühlt bzw. Turbulenzen weniger zu spüren sein sollen. Bei uns ist eher das Gegenteil der Fall.
Wir bevorzugen stattdessen (bei Tagflügen) einen Fensterplatz. Es gibt einfach kaum eine schönere Ablenkung, als unsere faszinierende Erde aus der Vogelperspektive bestaunen zu dürfen. Wenn die Flugangst sich wieder besonders bemerkbar macht, dann schauen wir aus dem Fenster und versuchen, nichts außer Dankbarkeit für diesen faszinierenden Anblick zu spüren.
Bei Nachtflügen jedoch sind wir eher Team Gangplatz. Wir mögen es einfach, jederzeit aufstehen zu können, ohne die Sitznachbarin oder den Sitznachbarn aufwecken zu müssen. Das ist insbesondere problematisch, wenn man auf Langstreckenflügen so wie wir immer viel Wasser trinkt, und oft auf die Toilette muss.
8. Beruhigende Mittel bereithalten
Baldriantabletten, Nervenruh oder Rescue-Tropfen – es gibt jede Menge pflanzliche Mittel, die auf natürliche Art und Weise Angst lösen. Wir sind ehrlich: Man darf sich kein Wundermittel erwarten. Dennoch haben wir immer einen Blister Nervenruh mit dabei und allein das beruhigt uns ehrlicherweise schon.
Besonders ausgeprägte Flugangst bekommt man mit pflanzlichen Mitteln allerdings eher selten in den Griff. Hier kann deine Ärztin bzw. dein Arzt gegebenenfalls ein Beruhigungsmittel verschreiben. Wichtig: Diese Medikamente machen schnell abhängig, also bitte wirklich nur als allerletzten Ausweg in Betracht ziehen und unbedingt an den ärztlichen Rat halten.
9. Professionelle Hilfe holen
Du leidest subjektiv sehr stark an deiner Flugangst? Dich ereilen regelmäßig richtige Panikattacken im Flugzeug? Du meidest sogar viele Reiseziele, weil du dich nicht ins Flugzeug traust? Dann legen wir dir wirklich ans Herz, dir professionelle Hilfe zu holen. Glaub uns: Es lohnt sich so sehr!
Eine zurecht sehr beliebte und effektive Möglichkeit sind offizielle Flugangst-Seminare, die von vielen Fluglinien abgehalten werden. In Wien bietet Austrian Airlines beispielsweise das Seminar „Freude am Fliegen“ an.
Drei Tage lang erhältst du hier Einblick in die Technik von Flugzeugen, lernst Atem- und Entspannungsübungen und beendest das Seminar mit einem Flug in eine europäische Destination. Die Erfahrungsberichte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind durchwegs positiv.
Hier findest du nähere Infos zum Seminar: Freude am Fliegen (Austrian Airlines)
Falls dir der Preis zu hoch sein sollte, dann haben wir noch einen zweiten Tipp für dich. Mittlerweile gibt es nämlich einige günstigere Online-Kurse gegen Flugangst. Ein solches bietet beispielsweise der Lufthansa-Partner flugangst.de an.
Hier findest du nähere Infos: Flugangst-Seminare (flugangst.de)
Wir sind neugierig: Leidest du ebenfalls unter Flugangst oder gehörst du zu den Menschen, die ganz entspannt ins Flugzeug steigen? Welche Tipps gegen Flugangst möchtest du noch ergänzen? Gibt es etwas, das dir besonders geholfen hat? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Hallo, bei mit sind es die Turbulenzen. Kaum fängt das Flugzeug an zu wackeln, fange ich an, zu schwitzen. An Atemübungen ist nicht zu denken. Meistens weine ich heimlich. Jetzt fliege ich mit meiner Tochter alleine nach Sardinien. Ich habe schon seit Wochen deshalb Bauchweh und bin unruhig….
Liebe Antje,
danke für deinen Kommentar & deine Erfahrungen mit dem Fliegen. Wir drücken dir ganz fest die Daumen, dass du einen ruhigen Flug ohne Turbulenzen nach Sardinien hast!
Liebe Grüße
Das war ein sehr interessanter Artikel – als Flugbegleiter bin ich natürlich regelmäßig mit Passagieren konfrontiert, die Flugangst haben bzw zumindest Vielen, die sich unwohl fühlen. Ich versuche natürlich mein möglichstes an Empathie dafür aufzubringen, was nicht immer einfach ist, da ich das Gefühl in meinem Job natürlich selbst nicht kenne und auch persönlich nicht nachempfinden kann. Jedenfalls werde ich mir eure Tipps für den Umgang damit natürlich genau verinnerlichen um meine Passagieren in Zukunft noch besser unterstützen zu können :-)
Hehe, danke für deinen Kommentar. Wir sind gespannt, wie sich unsere Tipps in der Praxis bewähren. :D